Du bist ja gar nicht braun – war das Wetter schlecht?

In den Wirtschaftswunderjahren galt es als Statussymbol, braungebrannt aus dem Urlaub zurückzukehren: man konnte sich Ferien am Mittelmeer leisten, während sich die weniger betuchten mit der Ostsee begnügen mussten. Sonnencremes waren in den ersten Jahren nach ihrer Erfindung 1933 eher Bräunungsbeschleuniger als Schützer vor UV-Strahlung.

Über Jahrhunderte galt gebräunte Haut im Gegensatz dazu als Indiz, dass man seinen Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen musste. Der Adel half sogar noch mit Puder nach, um sich mit vornehmer Blässe von den einfachen Leuten abzugrenzen.

Seit den 1980er Jahren, als man das Ozonloch entdeckte, machten sich Dermatologen zunehmend als Warner vor Hautkrebsrisiken durch übermäßige UV-Strahlung bemerkbar. Die Lichtschutzfaktoren von Sonnencremes wurden immer höher. Vor allem war ein Urlaub im Süden aber kein Prestigefaktor mehr: Flüge wurden immer billiger, die dortigen Hotelpreise waren günstiger als in Deutschland.

Heute lassen sich zwei Richtungen in der öffentlichen Meinungsbildung ausmachen: die einen sehen einen mittleren Bräunungston als Zeichen von Wellness, die anderen fürchten das Risiko direkter Sonnenstrahlen und schwören auf gesunde Ernährung (Möhren sollen gut für den Teint sein). 

Würden die Hersteller von Sonnenschutzmitteln die Frage nach zukünftigen Entwicklungen produktorientiert beantworten, so liefe alles auf noch leistungsfähigere Sonnenschutzmittel hinaus, vielleicht auch auf Kombinationsprodukte wie Tagescreme oder Makeup mit Lichtschutzfaktor.

Es kann aber auch ganz anders kommen! Gesellschaftlich durch ein neues Schönheitsideal, technologisch durch Kleidung mit UV-Schutz oder Nahrungsergänzungsmittel-Lösungen.

Aus dem öffentlichen Diskurs wahrscheinliche Szenarien der Zukunft abzuleiten ist schon schwer genug. Sich vorzustellen, wie das Produktportfolio in 5 – 10 Jahren aussehen könnte, kann nur in die Irre führen. Schließlich sind Produkte nur Problemlöser: ob das Problem in Zukunft noch besteht oder als relevant betrachtet wird, ist die entscheidende Frage.